AUSTRALIEN II - Kangaroo Island TOP - Ayers Rock FLOPP
Am Tag an dem ich plante von den 12 Aposteln Richtung Adeleide und zur Kangaroo Island zu fahren, begann ich meinen Tag wie jeden davor, mit dem Anschauen diverser Wetterprognosen. Wie alles in Australien liegt auch Kangaroo Island nicht gleich um die Ecke. Der Wetterbericht sagte mir, dass meine Zeit der tollen Wetterstimmungen bereits morgen fertig sein würde, denn es war eine Front im Anmarsch, die die südlich von Adeleide gelegene Insel für Tage in düsteres Grau versetzen würde.
Also musste ich mich entscheiden - heute, an einem Tag 770 km auf dem Festland und anschliessend noch 1 Stunde Fähre und 159km auf Kangaroo Island durchfahren wie ein Bekloppter, ODER wenigstens ein mal ein wenig runterfahren und darauf hoffen, dass die Wetterprognosen nicht stimmen würden. Wie ihr sicher alle schon jetzt wisst, habe ich mich ohne zu überlegen für Ersteres entschieden ;-)
Nach einen Tag im Auto und auf der Fähre kam ich dann spät Abends kurz vor 22.00 Uhr beim Visitorcenter des Flinders Chase Nationalpark an. Da ich schon zu müde war, mir noch einen Platz auf dem Campingplatz zu suchen und Campingplätze für uns Fotografen einfach der absolute Horror sind*, entschied ich mich trotz Campingverbot, gleich auf dem Parkplatz zu nächtigen.
*Fotografen kommen Abends sehr spät auf dem Campingplatz an und möchten nur noch eins; Schlafen. Der 0815 Campingplatzbesucher möchte jedoch friedlich in der Runde sitzen, quatschen, laut lachen, "saufen" und das bis spät in die Nacht (Man ist ja schliesslich im Urlaub). Morgens, wenn dann mal alle schlafen geht bei mir um 4.30 der Wecker ab und ich muss mit dem lauten Dieselmotor und Licht durch alle Camper und Zelte hindurchkurven und alle, die mich am Abend nicht schlafen liessen, wecken. Daher ist es eine Win-Win Situation, wenn Fotografen, obschon nicht legal, NICHT auf Campingplätzen schlafen.
An diesem Abend konnte ich jedoch aufgrund von lautem Rascheln direkt über mir im Geäst nicht einschlafen. Nach 10 Minuten ging ich raus, meine Taschenlampe gezückt und was sitzt da oben, gerade einmal 3 Meter über mir? Ein niedlicher Koala, vertieft darin, Eukalyptus zu futtern. Ihn dabei zu stören und mit Blitz zu fotografieren war mir zu fies, also liess ich ihn nach einigen Minuten Zuschauen weiterfuttern. Ich wusste ja jetzt was das Geräusch verursachte und konnte getroste meine 6 Stunden Schlaf in Angriff nehmen. Am nächsten Morgen um 4.30 Uhr ertönte dann mein Wecker und es ging auf zu den Remarkable Rocks - dem Hauptgrund meines Kangaroo Island Trips.
Kurze Zeit nach meiner Ankunft erkannte ich einige Wolken am Himmel, die bereits leicht violett leuchteten und im Westen wo das Wetter herkam eine schwarze Wand aus Wolken - genau jene Wolken, die laut Wetterbericht noch heute morgen über mich kommen würden. Nach einigen Spielereien mit der Taschenlampe begann der Himmel zu glühen und leuchten in allen möglichen Violett- und Rottönen.
Ich rannte geschätzte 5 mal um die ganzen Steinformationen, damit ich sie auch sicher von allen Seiten im richtigen Licht erwischte. Das absolut GENIALE an dem Morgen war jedoch die hereinziehende Schlechtwetterfront. Die Sonne vor mir, die dunkle Wand hinter mir. So gab es Bilder die ich bislang noch nie so gesehen hatte. Die Sonne schien durch die Felsen hindurch und erleuchtete wie 1000 Scheinwerfer die einzigartigen Felsformationen dahinter. (Bild unten)
Und abgesehen von ein paar Koalas und ein paar schönen „ganz-Ok-Momenten“ wars das dann auf Kangaroo Island. Die grauen Wolken, zu einer hässlichen Stratuswolke geformt, sorgten dafür dass die schönen Lichtstimmungen ausblieben. Die Insel selbst ist jedoch absolut fantastisch. Aber sehr teuer. Australien ist selbst für uns Schweizer mit dem doch recht guten Wechselkurs schon teuer, aber Kangaroo Island war schon heftig. Obschon dies noch gar nichts war im Vergleich zum Ayers Rock, wie ich später erfahren würde…
Die Tierwelt der Kangaroo Island
Tiertechnisch hat die Insel ganz schön was zu bieten. Von mächtigen, ein Meter langen Guanas (Echsen) bis hin zu bunten Vögeln, Koalas, natürlich Kängurus und dem grossen weissen Hai. Vor allem die Koalas sind herrlich. Ein Koala schläft am Tag 20 Stunden und ist nur gerade 4 Stunden aktiv. Dies liegt am extrem langsamen Stoffwechsel und wohl auch an der nährstoffarmen Ernährung, die die Kerlchen pflegen. Ein einziger Koala war am Tag wach, alle anderen die ich gesehen habe, dösten ruhig vor sich hin und öffneten nur kurz die Augen als sie mein Rascheln am Boden vernahmen.
Ayers Rock - Im Reich der Verbotstafeln
Mein nächstes Ziel führte mich ins Red Center nach Alice Springs. Von hier aus würde ich mit einem Offroad-Camper für 8 Tage die Highlights der südlichen Northern Territorys besuchen. Ich freute mich wie ein kleines Kind auf den Uluru (Ayers Rock) und vor allem auf die Kata Tjuta (die Olgas), welche 40km westlich vom Uluru liegen. Um 12.30 kam mein Flieger in Alice Springs an und im Eiltempo gings zur Autovermietung wo auch schon ein Toyota Hilux mit viereckiger, anti-windschlüpfriger Kabine auf mich wartete. Durfte ich also doch noch Hilux Fahren in Australien ;-) Auch dieses Wohnmobil ist absolut spartanisch ausgestattet. Strom gibts nur ab Zigaretten-12V Anschluss beim Fahren, die Batterie lädt nicht beim Fahren und man muss alle 3 Tage auf einen Campingplatz (ich hasse das). Das Dach muss man hochklappen und mit ziemlich kniffliger Technik wieder zusammenklappen. Die Klimaanlage, die eh nur auf Campingplätzen laufen würde, war kaputt und ich erhielt 10% Rabatt auf den Mietpreis. ABER es war ein Hilux und ich war happy. Beim Einkauf in Alice Springs machte ich meine erste Bekanntschaft mit den Aborigines. An dieser Stelle muss ich ganz fest aufpassen was und wie ich es schreibe. Zuerst muss man die Geschichte dieser Menschen sehen. Aborigines leben seit 40’000 Jahren (Quelle: http://www.gfbv.it/3dossier/austral/aborig.html) in Australien und haben sich perfekt an das Klima hier angepasst. Dann kam der weisse Mann und verübte einen grausamen Genozid / Völkermord an den hier lebenden Aborigines. Das Thema wird in Australien so gut wie totgeschwiegen. Die heute noch lebenden Aborigines werden aus einer Mischung aus Mitleid, schlechtem Gewissen, Achtung und Angst geduldet und einige Ländereien wurden wieder an sie zurückgegeben. Dass sie anders sind als wir, ist schon sehr schnell sichtbar. Im Supermarkt brüllen sie rum, sie tragen mindestens 10 Jahre alte, verfleckte Kleider, riechen sehr streng, sehen von der Kopfform- und Körperform her deutlich anders aus als Europäer, etc. ABER sie sind absolut perfekt an das Land hier angepasst und sie überleben im Outback wenn wir Europäer schon nach 2 Tagen jämmerlich zu Grunde gehen würden. Der Fakt dass viele Dick sind, kommt ganz einfach daher, dass sie genetisch so aufgestellt sind, dass sie auch mit EINER einzigen Nahrung alle 5-10 Tage überleben können. Sie speichern beim Essen sehr viele Kalorien ein, damit diese während Tagen ohne Essen wieder verwendet werden können. Da es diese Tage jedoch nicht mehr gibt und immer genügend Essen vorhanden ist, lagert der Körper immer Kalorien ein ohne die Reserven zu nutzen, was langfristig zu Übergewicht führt. Der Aborigine ist der perfekte Australier. Viele europäisch stammenden Australier haben jedoch noch immer ihre Probleme mit ihnen (wie ich aus diversen Gesprächen herausgefunden habe) und daher meine Aussage - sie werden geduldet. Nun aber zurück zu meiner Reise.
Noch am selben Tag legte ich die 480 Kilometer weite Strecke zum Uluru /Ayers Rock zurück und mein Navi meinte, dass ich exakt 30min vor Sonnenuntergang dort ankommen würde. Schlussendlich waren es dann gar 45 Minuten vor Sunset. Rund eine Stunde vor Sonnenuntergang erkannte ich den „Rock“, wie die Aussies ihn hier nennen, am Horizont und meine Freude war riesig.
Von dort an ging jedoch alles nur noch bergab. Der Uluru steht in einem Nationalpark, dieser in Aborigine Land. Nachdem ich die 25 Dollar Eintritt bezahlte, suchte ich mir einen Sonnenuntergangsplatz und machte die erste Bekanntschaft mit den VERBOTS-Tafeln und dem MASSENTOURISMUS schlechthin. Beim ersten schönen Ort war Parkverbot, der zweite Ort war ab 16.00 Uhr den Tourbussen vorenthalten (Ich zählte 24 Busse à je 30-50 Touristen), der nächste Spot war so rappelvoll, dass ich kurz parkierte und dann erkannte, dass alles eingezäunt war und ich nicht über den Zaun konnte, weil ich dann rund 300 Leuten ins Bild laufen würde. Noch 15min bis Sunset. Ich fuhr weiter, alles Park- und Halteverbot entlang der ganzen Strasse. Dann endlich waren die Verbote zu Ende und ich kam an einem kleinen Parkplatz für Wanderer an. Dort kam jedoch die Sonne direkt von hinten und mein Schatten war 20m lang und voll im Bild. Dazu kamen rund 100 Fliegen, die probierten in all meine Löcher im Kopf einzudringen und das bei einer Sauhitze von knapp 40 Grad. Schlussendlich war ich so SAUER, dass ich meine Kamera in den Rucksack „warf“ und so weit wie möglich auf Strassen die mit „Fahrverbot“ versehen waren, in die Prärie hinausfuhr, wo ich mich auf ein leckeres Abendessen (Poulet mit Salat) freute. Nachdem die Aussenküche aufgebaut war, suchte ich den Funkenzünde-Knopf um die Flamme beim Herd zu zünden, aber den gab es nicht. Als Nichtraucher hatte ich natürlich kein Feuerzeug, also kein Abendessen. Dazu kamen nun 200 Fliegen an meinem Kopf, die mich so nervten, dass ich beim Wegscheuchen meinem geöffneten NAGELNEUEN Macbook Pro einen Schlag verpasste und der die 1.4 Meter auf den Steinboden krachte und nun verbeult ist, dazu die drückende Hitze, Hunger, etc. - DAS WAR DEFINITIV NICHT MEIN TAG. Ich wünschte mir, in Grönland auf einer Eisscholle zu sitzen und in den Sonnenuntergang zu treiben.
Nächster Blogeintrag folgt in einigen Tagen - ES GEHT BERGAUF - AN DEN HEILIGEN BERGEN